Neuer Service für Influencer in Japan

Die japanische Tourismusbehörde bietet ab 1. April 2019 Influencern einen neuen Service an, der Trends der kurz bevorstehenden Reiwa-Epoche Rechnung trägt. Nachdem es in letzter Zeit an beliebten Fotospots wie dem Hakone-Schrein sowie der Chureito-Pagode immer wieder zu sehr langen Wartezeiten für das perfekte Selfie gab, musste reagiert werden.

Den Influencern wird mit einem neuen Buchungssystem ein fester Zeitslot zugewiesen. Sollte es aufgrund von äußeren Einflüssen wie zum Beispiel Regen oder Wolken vor dem Fuji-san nicht möglich sein, das ideale Selfie zu machen, steht ein erfahrenes Expertenteam zur Verfügung, die Selfies mittels Bluescreentechnik und Photoshop später noch perfekt zu inszenieren. Damit steigt die Planbarkeit und sichere Positionierung einer Japanreise auf allen Social-Media-Kanälen. Die Tourismusbehörde ist davon überzeugt, durch diese flankierende Maßnahme das im Sommer 2018 von Premierminister Abe proklamierte Ziel von jährlich 40 Millionen Besuchern in 2020 bereits bis Ende 2019 zu erreichen.

Vorführung der Technik für ein Kirschblütenbild

Dieser besondere Service wird zunächst nur Influencern angeboten, die über mehr als 100k Follower verfügen und bereit sind, Japan für mindestens fünf Tage besuchen. Nach erfolgreicher Einführung denkt man darüber nach, zukünftig auch Instagramern mit mindestens 500k Followern diesen Dienst ohne einen tatsächlichen Japanbesuch anzubieten. Damit will man sich im Serviceangebot von anderen Destinationen wie beispielsweise Marokko oder Neuseeland differenzieren, die in letzter Zeit dafür gerügt wurden, dass sie Influencer auf bezahlte Reisen in ihre Länder einladen.

Den Instagram-Trend habe ich in meiner am 2. Januar 2019 erschienen 8. Auflage von „Labyrinth Tokio“ ebenfalls berücksichtigt und biete daher für jede der 38 Touren als zusätzlichen Service den beliebtesten Hashtag und damit verbundenen Ort für ein Selfie an. Ambitionierte Fotografen und Instagram-Verweigerer profitieren von diesem zusätzlichen Feature meiner Bücher und E-Books übrigens genauso wie professionelle Influencer. Erstere indem sie bereits vorgewarnt sind und bestimmte Orte meiden können oder sich für ein Foto auf längere Wartezeiten einrichten, letztere um die einzelnen Orte und Hashtags leicht und schnell zu finden, ohne sich im Labyrinth Tokios zu verlaufen und dabei im schlimmsten Fall versehentlich an Orte zu gelangen würden, die für das Posten auf Instagram überhaupt nicht im Trend liegen.

In einem Interview mit The Japan Times begrüßte Herr Uso von der lokale Tourismusbehörde der Präfektur Kanagawa dieses Programm: „Wir hatten in letzter Zeit immer wieder das Problem, dass die Uferstraße bei Moto-Hakone für Autos unpassierbar war, weil sich lange Schlangen von Touristen bildeten, die einfach nur ein Foto von sich mit dem Torii im Wasser machen wollten. Durch die langen Wartezeiten von bis zu acht Stunden verpassten selbst Touristen, die bereits am Morgen um 9 Uhr mit dem ersten Bus angereist sind die letzte Überfahrt des Schiffes nach Togendai um 16 Uhr. Somit konnte die normale Rundtour nicht beendet werden, was bereits zu erheblichen Umsatzeinbrüchen in Owakudani geführt hatte. Im Moment wird das beliebte Torii im Wasser renoviert und ist daher mit einem Gerüst umbaut. Daher haben wir als zusätzliche Maßnahme beim Hakone-Geomuseum ein attraktiv gestalteten Insta-Point eingerichtet. Das bisherige Feedback war allerdings eher negativ, so hatten sich einige über den unangenehmen Schwefelgeruch beschwert.“

Das beliebte Torii des Hakone-Schreins wird aktuell renoviert

Frau Nisemono vom Verkehrsamt Shibuya sieht den Service eher pragmatisch: „Nachdem das Tokyo Metropolitan Police Department nach mehreren schweren Unfällen und Schlägereien zwischen ausländischen Touristen das Fotografieren auf der berühmten Shibuya-Kreuzung verboten hat, mussten wirklich etwas geschehen. Ich habe auch keine Bedenken, dass durch das Verbot die Selfies auf der sonst menschenleeren Kreuzung als Fake entlarvt werden könnten. Schließlich müssen sich die Nutzer vertraglich verpflichten, dass sie die Bilder nur auf Instagram, aber auf keinen Fall auf Twitter posten.“

Masterfoto für Selfies am Hakone-Schrein

Bei meinem letzten Besuch in Tokyo im Januar 2019 durfte ich als einer der ersten den neuen Service mit einem Kirschblütenfoto noch vor seinem Launch testen und bin begeistert (siehe Foto oben). Die Streifen sollen in der endgültigen Version nicht mehr erscheinen. Nicht ohne Stolz möchte ich übrigens darauf hinweisen, dass das für Hakone verwendete Basisfoto des Toriis im Wasser des Ashino-ko von mir im Jahr 2010 gemacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich ganz alleine dort und es gab noch keine langen Warteschlangen.  Da ich damals keinen Selfie-Stick dabei hatte, bin ich sehr glücklich, endlich auch ein Selfie von diesem so bedeutenden Ort auf meiner Bucket-Liste streichen zu können. Auch brauche ich zukünftig nicht mehr selbst für ein Selfie auf den Fuji-san steigen, denn auch dafür soll es in Kürze eine Lösung sogar mit echtem Bodennebel geben. Ich werde mich darüber im nächsten Jahr auf der ITB Berlin eingehend informieren und dann spätestens Anfang April 2020 wieder hier davon berichten.

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