Mit dem Launch des Panasonic P503i Hyper vor 20 Jahren startete am 26.1.2001* das Smartphone-Zeitalter. Das P503i war mit nur 73 g das allererste handliche Mobiltelefon, das über ein größeres Farbdisplay verfügte und herunterladbare und ausführbare Java Apps (J2ME) ermöglichte. Auf dem Telefon gab es übrigens nur Platz für sieben herunterladbare Apps und das Limit pro JAR-File betrug 10 KByte. Ein Hauptvorteil war jedoch die Fähigkeit E-Mails zu empfangen und zu verschicken, was durch meine vielen Dienstreisen in Japan bei der täglichen Verwendung im Geschäftsalltag sehr praktisch war. Die Hälfte der Antworten auf E-Mails bestand meistens nur aus zwei Buchstaben: „Ok“. Auch gab es bereits einen Internetbrowser, der in der Anzeige nur durch das Display mit einer Auflösung von 120 * 160 Pixel etwas beschränkt war. Allerdings gab es damals spezielle auf die Screens dieser i-Mode-Telefoneoptimierte Webseiten. Selbst ich hatte einmal solch eine optimierte Webseite auf meiner privaten Homepage erstellt. Herunterladebare i-Appli hatte ich 2001 eher selten genutzt, denn die Killer-App die ich zur Unterhaltung während langer Zugfahrten gerne nutzte, war das fest eingebaute Tetris-Spiel.
Im Oktober 2001 brachte Panasonic mit dem P2101V übrigens das erste „3G-Handy“ der Welt heraus. Es hatte dann auch eine Kamera (367 * 290 Pixel) für Videotelefonie und ein größeres Display mit 176 * 220 Pixel. Durch die höhere Datenübertragungsrate (384 kbps im Downstream statt nur 9,6 kbps beim P503i) konnte man mit dem Smartphone nun endlich loslegen, allerdings nur einige wenige „Early Adopter“ im Stadtgebiet von Tokio und Yokohama. Erst 2004 kam es zum tatsächlichen Durchbruch und die UMTS-Geräte fanden in Japan eine größere Verbreitung. Bis zum ersten iPhone 3G sollte es übrigen noch vier weitere Jahre dauern.
Das erste Smartphone von Siemens durfte ich zwei Jahre später im Februar 2003 mit meinen Kollegen der Weltöffentlichkeit in Cannes vorstellen: Das Siemens SX1 hatte ein großes Farbdisplay (176 * 220 Pixel), eine VGA-Kamera und sogar einen Schlitz für Speicherkarten (MMC). Die Software (Symbian OS) wurde von Nokia lizenziert, die bereits im Herbst 2002 das 7650 herausbrachten – das erste „Schieber-Telefon“ mit Kamera. Der Formfaktor des Siemens SX1 war im Vergleich unschlagbar und erreicht wurde dies u. a. mit einer Tastatur, die sich rechts und links vom Display befand. Im Auslieferzustand waren drei Spiele integriert, wobei Sitris eine Tetris-Version war, die man über Bluetooth sogar gegeneinander spielen konnte. Berühmter und bei vielen in Erinnerung geblieben ist wahrscheinlich Mozzies, quasi das erste AR-Spiel (Augmented Reality), bei dem man Moskitos abschießen musste, die in den von der Kamera aufgenommenen Videostream eingeblendet wurden.
Privat nutzte ich viele Jahre das Siemens SL55 und das SX1, da ich für diese 2002/2003 als Produktmanager bei Siemens Mobile Phones zuständig war. Erst Anfang 2011 kaufte ich mir meine erstes privates iPhone 4 und bin der Marke Apple bis heute treu geblieben. Mein erstes Appleprodukt war 2010 ein iPad, das mein SIMpad SL4 nach sieben Jahren ablöste (WIN CE war wirklich ein Graus). Man muss Steve Jobs hoch anrechnen, dass er ein sehr gutes dafür Gespür hatte, die Entwicklung bestimmter Technologien so lange abzuwarten, bis sie ideal für einen breiten Einsatz waren (z. B. kleine HDD fürs erste iPod, Touchscreen und große Displays für iPhones und iPads).
Wie wird die Reise bei Smartphones weitergehen? Hinsichtlich Formfaktor und Gewicht für ein Diensthandy (nur telefonieren & E-Mail checken) ist mein iPhone SE mit seinen 113 g ideal – es entspricht übrigens fast exakt dem gleichen Gewicht wie vom SX1 (116 g), denn schon damals war einer Tafel Schokolade das ungefähre Gewichtsziel. Aktuell werden die Geräte eher wieder schwerer wegen noch größerer Displays und besserer Kameras. Der Formfaktor meines privaten iPhone 11 Pro stellt in etwa das Maximale dar, was ich mir persönlich bezüglich Abmessungen und Gewicht für ein Smartphone vorstellen kann (Ein iPhone 6 Plus hat sich bei mir im Sommer 2016 verbogen). Der zusätzliche Nutzen des großen Displays beim Betrachten von Internetseiten und die Qualität der Kamera wiegen die Nachteile wie z. B. schnell ausgebeulte Gesäßtaschen gerade so auf. Persönlich warte ich jetzt auf ein Nachfolgegerät mit 6,1“ Display und einer Kameraqualität von mindestens dem jetzigen iPhone 12 Pro Max, idealerweise sogar noch besser. Vielleicht gibt es das ja schon im Herbst 2021 und falls nicht auch kein Problem, dann warte ich eben noch ein weiteres Jahr. Auch aus ökologischer Sicht ist eine Nutzungsdauer von drei Jahren für ein Smartphone aus meiner Sicht geradeso vertretbar. Idealerweise wird ein gut ausgestattetes Gerät mit ausreichend Speicher dann noch einer Zweitverwertung zugeführt, die den endgültigen Zeitpunkt für ein Hardware-Recycling nochmals um circa 2–3 Jahre nach hinten schiebt. Glücklicherweise ist dies Dank der Update-Politik von Apple auch möglich.
*Oft wird auch der 15.8.1996 als Beginn der Smartphone-Era genannt, weil an diesem Tag die Auslieferung des Nokia Communicator 9000 begann. Dieser 400 g schwere Ziegelstein war aber eigentlich nichts anderes als die Kombination eines Organizer bzw. PIM (Personal Digitial Assistant) und einem Mobiltelefon und mit einem Verkaufspreis von damals 2700 DM kostete es ohne Inflationsausgleich so viel wie heute das teuerste Apple iPhone 12 Pro Max mit 256 GByte Speicher. Ein großer Innovationsschritt war der Communicator damit nicht und als Besitzer eines HP 200LX, der auf MS-DOS 5.0 lief, war ein Umstieg nicht nur aus finanziellen Gründen ausgeschlossen. Man muss auch bedenken, dass einfach die Killerapplikation fehlte, denn zwar gab es 1996 bereits das Internet und Browser wie der Netscape Navigator für Windows 95, aber die Nutzung des Internets, wie wir es heute kennen, war noch nicht wirklich im alltäglichen Leben angekommen. Als Funkamateur hatte ich außerdem schon zwei Jahr vor dem Communicator 9000 eine mobile Lösung für den BBS-Betrieb (Bulletin Board System). Zusätzlich zu dem Organizer HP200LX war dies ein Baycom-Modem und ein Icom-Handfunkgerät.