Neujahrsbräuche in Japan

Kagami Mochi
Noch im alten Jahr gleich nach meiner Ankunft in Tokyo habe ich mir eine günstige Variante des Kagami-Mochi-Schreins für 200 ¥ im Supermarkt gekauft. Die Dekoration ist aus Plastik und stellt zwei Reiskuchen (Mochi) dar, die das alte und neue Jahr repräsentieren. Die kleine Orange (Mikan) ist für den Bestand der Familie. Eingeschweißt in Plastik sind bei dieser Billigvariante zwei Mochi-Würfel, die man zum Frühstück in einer Suppe mit anderen Beilagen isst. Bei diesem Mochi-Essen sind im vergangen Jahr übrigens wieder neun Japaner erstickt, weil sie die klebrigen Reiskuchen zu schnell runtergeschluckt haben. Für dieses Jahr gibt es noch keine finalen Zahlen und ich werde meine Mochi erst nächste Woche essen.

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Hatsumode
In Japan gibt es kein Silvesterfeuerwerk, denn die Japaner sind ja schließlich vernünftige und praktisch denkende Menschen und machen das lieber im Sommer, wenn das Wetter wärmer ist und man sich deshalb ohne Gefahr im Freien betrinken kann. Stattdessen geht man zum Schrein um für Glück, Gesundheit und Wohlstand im neuen Jahr zu beten. Deshalb geht es ab Mitternacht insbesondere am Meiji-Schrein ziemlich zu, wo über 3 Millionen Besucher zum Hatsumode kommen. Glücklicherweise geht das auch noch ein paar Tage später und so habe ich am Nachmittag des 2. Januar auch nur 1 Stunde gebraucht, um dieses Ritual zu vollziehen.
Sonst an jeder Ecke im Einsatz ist die Benutzung von Selfie-Sticks beim Hatsumode am Meiji-Schrein übrigens absolutes Tabu. Schon beim Ni-No-Torii weisen aufmerksame Polizisten Japaner und Touristen freundlich darauf hin, ihre Deppenzepter doch jetzt bitte einzufahren. Das wäre ja auch noch schöner, wenn die jährliche Opferstatistik japanischer Neujahrsbräuche neben den Mochi-Toten auch noch Dutzende ausgestochener Augen beim Hatsumode zu vermelden hätte.

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Ema, Omikuji und weitere Glücksbringer
Ein einträgliches Geschäft für die Tempel und Schreine ist auch der Verkauf von Glücksbringern für das neue Jahr. Die Wirksamkeit der selbigen ist auch immer nur auf ein Jahr beschränkt, weshalb die alten Glücksbringer mitgebracht und an manchen Orten wie zum Beispiel dem Zojo-ji auch gleich verbrannt werden. Beim Meiji-Schrein habe ich nur die Sammelstelle gesehen, hoffe aber dass man die Glückbringer dort auch fachgerecht entsorgt.
Seine größten Wünsche für das neue Jahr schreibt man übrigens auf eine kleine Holztafel Ema und lässt diese am Schrein hängen, damit er in Erfüllung geht. Ich hatte das übrigens schon mal selbst probiert und es hat tatsächlich funktioniert.
Die Billigvariante für 100 oder 200 ¥ ist ein Glücklos (Omikuji) zu kaufen, welches einem das Schicksal für das neue Jahr vorhersagt. Das Los kann man entweder mitnehmen oder besser man bindet es wie die meisten Japaner am Schrein oder Tempel an den dafür vorgesehen Platz. Falls das Los nicht das verspricht was man sich erhofft hatte, sollte man es auf jeden Fall dort anbinden.

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SALE
Noch länger als die Schlangen bei Hatsumode sind die Warteschlangen an manchen Kaufhäusern, die zu Jahresbeginn zum Ausverkauf einladen und dafür auch überall das in Deutschland dafür gebräuchliche Wort angeschlagen steht: SALE.
Schon früh am Morgen oder sogar noch in der Nacht warten manche, als ob es bald das neue iPhone gäbe, vor den Einkaufstempeln der Stadt, um sich einen günstigen Platz zum Ergattern eines vermeintlichen oder vielleicht sogar tatsächlichen Schnäppchens zu sichern.
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Hatsuhinode
Sehr gut verbinden lässt sich das Warten in einer Sale-Schlange mit der Tradition, den ersten Sonnenaufgang im Jahr live zu erleben. Da ich eher nicht ein Frühaufsteher bin und das auch in diesem Jahr leider wieder verschlief, habe ich stattdessen den ersten Sonnenuntergang des Jahres fotografiert. Sonnenuntergänge sind eh viel besser, denn diese kann man von Tokyo aus zusammen mit den Fuji-san fotografieren.

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Wer diesen in manchen Punkten nicht ganz so ernst gemeinten Artikel bis zum Ende gelesen hat, dem wünsche ich noch ein Prosit Neujahr. Lasst Euch im Jahr des Affen nicht zum Affen machen!

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